Ich bin eine Frau und ich mag Robbie Williams. Blödsinn! Ich steh auf Robbie Williams. Er ist die Person in Natura neben Beyonce, die mir einfallen wenn es ums Entertainment geht.
Meine Freundin und ich sind im Wald. Wieder mal.
Meine Freundin: „Interessant die Sache mit dem Unterschied zwischen Yoga und Sport. Hab ich verstanden. Okay. Yoga ist schon interessant aber irgendwie finde ich kann man das nur machen, wenn man diese fließenden schönen Bewegungen drauf hat.“ (die Story ist echt)
Ich: „Ooookay! Und woher hast du das?“
Meine Freundin: „Naja, das sieht man doch so. Sei schön im FLOW.“
Ich: „Hmmm, stimmt irgendwie.“
Und nun hole ich etwas aus. Ich würde sagen, lieber Leser mach es dir gemütlich.
Noch nie habe ich in den Sutras Patanjalis oder der Hathayogapradipika etwas von ineinander fließenden und ästhetischen Haltungen gelesen. Bedenke man das Yoga traditionell nur am Boden stattfand. Alle modernen Haltungen die dir in den Kopf kommen wurden extra für den Westen gemacht weil wir nicht lange auf dem Boden sitzen können. Ich habe gelesen das Yoga sanft und weich ist im Kontext: arbeite nicht mit mentalen und körperlichen Druck gegen dich selbst.
Yoga ist mehr als ein Gymnastikkurs oder Bodyworkout im Fitnessstudio und mehr als eine Haltung auf dem Foto vor wunderschöner Strand oder Wasserfallkulisse. Genauso wenig ist es das Ziel eines Yogapraktizierenden die Asana genauso abzubilden, wie es einem ein Foto suggeriert.
Yogaillustrationen sind nunmal Yogaillustrationen sowie die Promizeitschrift GALA oder höhere Klasse Vogue. Es steckt viel Marketing dahinter und Menschen die damit ihr Geld verdienen. Das ist an sich in erster Linie nicht verwerflich. Die Realität und Praxis sieht aber anders aus. Immer wieder merke ich wie ich diesen Sachverhalt insbesondere bei Yogainteressierten und Anfängern in meinen Kursen klar stelle. Entweder geht’s darum, „das kann ich nicht“, „so sieht das bei mir nicht aus“ oder „in deinem Kurs liegen wir nicht rum.“
Yoga ist nicht Schönheit aus der Zeitschrift. Asanas (Haltungen) DÜRFEN abgehackt aussehen. Sieht nicht so schön aus? Na und! Wen willst du imponieren? Yoga macht nicht immer Spass und Yoga kann sogar unter falscher Anleitung gefährlich sein. Dein Körper lässt aus eingeschränkten oder anderen Gründen die fließenden Übergänge, die ineinander verschmelzen, endlos wirken und eine Einheit abbilden nicht zu? Dann ist das so, du respektierst das und machst weiter mit Yoga.
Mein Lehrer in der Ausbildung hat stets gesagt: „Bedenke, du bist kein Entertainer oder verantwortlich für geile Stimmung. Du bist Yogalehrer und du hälst die Energie im Raum. Wem es zu langweilig ist muss woanders suchen. Und bedenke, du bist kein non-stop Vorturner. Die Leute sollen wieder lernen bei sich zu sein und genau zuzuhören“.
Ich drücke mich provokativer aus: wenn du fließende und ästhetische Bewegungen suchst oder präferierst, dann bist du vielleicht besser im Tanz oder Ballett aufgehoben. Ich finde es wichtig Äpfel und Birnen auseinander zu halten auch wenn ich das postmoderne Yoga nicht völlig schlecht reden möchte. Mir fehlt auch vieles positives ein.
Trotzdem gibt es nunmal die Tradition des Yoga, Yogatrends die Entertainment bieten ähnlich wie Robbie Williams&Co. und Trends die dir vermitteln etwas nicht zu KÖNNEN. Natürlich sollte niemand mit kaputter Halswirbelsäule in den Schulter- oder Kopfstand gehen. Das DARF der Schüler nicht. Trotzdem kann er sich der Asana von einer anderen Seite annähern und Vertrauen aufbauen. Den Blickwinkel ändern.
Zum Ende unseres Gesprächs unterstrich ich für meine Freundin noch folgenden Satz. Yoga, das bist DU! Absolut jeder kann Yoga praktizieren und deshalb streich diesen Gedanken aus deinem Kopf.
Freundin: „Aber was ist mit den Menschen die pflegebedürftig sind oder ein Handycap haben?“
Ich: „ Ja, auch diese Menschen können Yoga machen! Denn was ist Yoga? Ganz nüchtern betrachtet hat Yoga das Ziel, die gegensätzlichen Pole von Körper und Bewusstsein, Verstand und Gefühl, Materie und Geist in die Einheit zu bringen. „Jener innerer Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.“ (Sutra 1.2)
Ich habe Yoga das erste Mal kennengelernt da war ich 18 Jahre alt. Mir ist bewusst wie stark die Yogabranche beeinflusst ist durch Medien, Mode, Trend, VIPs, Marketing, jeder ist Coach usw. Nur eine mögliche Erklärung woher meine Freundin diesen Gedanken haben könnte: Yoga ist nur was für die, mit der elfenhaften HALTUNG. Die Schönen, Jungen und Gesunden…scheinbar jedenfalls.
Das Außen wird es immer immer geben! Die die angeblich besser sind, mehr drauf haben, geschmeidiger in der Bewegung, anmutiger, erleuchtender, weiser, frei von Blockaden, schöner… Merkst du was? Buddha sagt weil es keinen Retter von außen gibt, muss jeder von euch für seine eigene Befreiung sorgen. Dieser Buddha sagt auch, dass dieses Außen LEIDEN ist, egal in welcher Form. Die gute Nachricht, er ist überzeugt davon, dass es für das Leiden eine LÖSUNG gibt. Gott sei Dank! Stell dir vor es geb keine…
Ich hoffe dich heute etwas verdorben zu haben hinsichtlich der Klarstellung was Yoga ist, sein kann und für mein Verständnis NICHT ist. Alles andere liegt in deiner Hand. Wähle in Ruhe und kritisch deine Mentoren und Wegbegleiter, deine Gedanken und Entscheidungen denn sie werden morgen über dich bestimmen.

