Soto – gegen die Wand, Rinzai – in den Raum

In meiner Yogalehrer Ausbildung 🕉 absolvierte ich die 24h Meditation. Eine anstrengende Geschichte, lass Dir sagen. ☯️

Wir praktizierten verschiedene Techniken und Traditionen. Eine Methode ist mir jedoch am stärksten in Erinnerung geblieben. Warum? Sie hat mich am meisten aufgewühlt, angestrengt und war von Intensität.

Ich spreche von der Soto-Zen Meditation – gegen die Wand.
Die meist bekannte Meditation ist Rinzai dem Raum zugewandt. Überwiegend kennt man Bilder von Buddha meditierend mit gesenkten Blick in den Raum.

Mein Lehrer erklärte uns damals das wir nicht vergessen dürfen, dass wir reine Energie sind die auf die Wand projiziert wird. Die Wand wiederum reflektiert, spiegelt Dich buchstäblich zurück. 🏮

Vorgehen:
Kleide Dich dunkel oder in weiß. Du sitzt aufrecht und bequem (sehr wichtig, egal wie das aussieht). Richte Deinen Blick schräg nach unten gerichtet gegen eine helle Wand. Fortgeschrittene schauen geraden Blickes gegen die Wand. Blinzel nur so wenig wie möglich. Atme gleichmäßig.

Es ist keine Methode die ich einem Meditations Anfänger empfehle aber wenn Du nun neugierig geworden bist, probier es aus. Beginne mit 5 Minuten! 🕰

Was steckt hinter dieser Meditationstechnik?

Hier ein kleiner Auszug von einem Interview- Gespräch mit Philippe Rei Ryu Coupey (Zen-Mönch in der Sōtō-Traditionslinie und maßgeblicher Lehrer Europas):

Clairelise: Sie haben vorher die Zazen-Praxis erwähnt, mit dem Gesicht zur Wand. Wenn ich richtig verstehe, gibt es verschiedene Richtungen, verschiedene Schulen: die einen wenden sich der Wand zu, die anderen der Raummitte. Welcher Praxis folgen Sie?

Phillipe: Der Wand. In der Praxis ist man der Wand zugewandt, aber in Wirklichkeit wendet man sich in der Praxis sich selbst zu. Man schaut nicht die Wand an, sondern sich selbst. Die Praxis bedeutet, vertraut mit sich selbst zu werden, und zwar so tief wie es einem möglich ist. Deshalb mit dem Gesicht zur Wand, die Wand ist wie eine Spiegel ohne Spiegelbild. Das ist entscheidend.

Elaine: Die Schulen von denen Sie sprechen heißen Rinzai und Soto. Wir gehören zur Soto-Schule. Die Rinzais sind diejenigen, die mit dem Gesicht zur Raummitte hin praktizieren.

Philippe: Sich vor eine Wand setzen heißt auch, ein Gegenüber haben, das sich nicht bewegt; es gibt also nichts anzuschauen. Deshalb tragen wir üblicherweise auch schwarze Kleidung, damit die Augen nicht von leuchtenden Farben angezogen werden. Der Wand gegenüber, das ist dasselbe: Nichts bewegt sich — außer man selbst.

Clairelise: Und worin besteht der Unterschied, ob ich nun vor der Wand in mich gehe oder ob ich es tue, wenn ich der Raummitte zugekehrt bin?

Philippe: Ich habe nie zum Raum hin praktiziert. Das ist in der Tat, wie Elaine schon sagte, die Rinzai-Methode. Ihre Praxis unterscheidet sich von unserer, der Soto Schule. Ihr Ziel mag dasselbe sein, doch die Praxis ist anders, sie suchen nach etwas anderem. Sie versuchen — wenn ich das sagen darf, ohne es tatsächlich praktiziert zu haben — Koans, Fragen, zu lösen und wenn sie hunderte von Koans gelöst haben, dann machen sie nicht notwendigerweise weiter. Es ist nicht dieselbe Form der Meditation. Wir betreiben sie lebenslang, und wir suchen nicht nach der Erleuchtung, wir versuchen nicht, irgendetwas zu lösen. Wir schauen uns selbst an und indem man sich selbst betrachtet, vergisst man sich selbst. ENDE

Zum Abschluss vielleicht noch die Aufklärung,
was ist ein Koan? Der Meister stellt dem Schüler ein Koan, eine Frage, die nicht durch Denken beantwortet werden kann. Es gibt keine logische Antwort auf die Frage und doch lohnt es sich für den Schüler, ihr wirklich auf den Grund zu gehen.
Wenn sich das Denken erschöpft, kann es zu einer echten Erfahrung über die endlose Wirklichkeit des Lebens kommen – und das ist die eigentliche Antwort.

Ich glaube für heute reicht es mit Theorie😃.
Ich hoffe Dir heute etwas Neues näher gebracht zu haben. Die Praxis liegt natürlich wie immer in Deinen Händen, Sadhaka.🧘‍♀️🧘‍♂️

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